Donnerstag, 6. Oktober 2011

Der Meister für die Stoffträume nach Maß

Schneidermeister Martin Rossmann liebt seinen Beruf. Kein Wunder, hat doch bereits sein Großvater zusammen mit Johann Sabotin in der Grazbachgasse 12 ein Herren-Mode-Geschäft geführt. Das Schneidern liegt ihm also offensichtlich im Blut. Seit den 1920er-Jahren haben sich allerdings so gut wie sämtliche Rahmenbedingungen geändert. Die heutige Mass-Schneiderei finden wir ein paar Häuserblöcke weiter in der Grazbachgasse 49 und die „Herren-Mode“ kommt vorwiegend aus Billiglohnländern. Nur Kashmir- und Vicuña-Fasern stammen noch aus ihren ursprünglichen Herkunftsländern: Pakistan, nördliches Indien und Peru.

Zwar gibt es auch Massenprodukte von der Stange aus Stoffen wie Zegna, Loro Piana oder Holland & Sherry, doch entscheidend für die Qualität ist in erster Linie das Maß. Rossmann: „Der Brustumfang ist das wichtigste Maß, aber das allein sagt noch nichts aus, denn es kommt darauf an, wie der Kunde steht. Wir schauen Kunden genau an, weil wir viele Maße benötigen, je öfter der Kunde kommt, umso mehr Erfahrung fließt ein ins Produkt.“. Und dieses ist neben den fachtypischen Serviceleistungen vorwiegend der Herrenanzug. Damit die Arbeit, also die Herstellung eines Anzugs, nach 50 bis 60 Stunden den selbstgesteckten hohen Ansprüchen genügt kommt es auch auf die verwendeten Stoffe an. „Stoffkauf ist Vertrauenssache“ meint Martin Rossmann, denn er weiß: „Es gibt gar nicht so viele hochwertige Wolle, wie es auf dem Markt Stoffe gibt.“.
 
Der solcherart maßgefertigte Anzug hält auch länger, bleibt länger in Form und Änderungen sind „leichter zu bewerkstelligen, er wächst leichter mit, weil der engste Punkt auf der Höhe der Taille auf der richtigen Höhe liegt“. Und gerade diesen qualitativen Gesichtspunkten aus dem Hause Rossmann ist es zu verdanken, dass ein Kunde erst nach 16 Jahren den irrtümlich zwischen Futter und Stoff eingenähten Nähring (ähnlich Fingerhut) entdeckte und zurück brachte. Die zeitliche Zuordnung war nur deshalb möglich, weil jeder Anzug von Martin Rossmann mit Namen und Datum versehen wird.

Maßanzug ist auch nicht gleich Maßanzug. Denn selbst durch die Erfahrung eines Meisters kann allein aus den Zahlen nicht erkannt werden, „ob jemand einen trainierten Rücken“ hat. Rossmann: „Es geht darum, dass wir den Kunden sehen.“. Erst dann können Stoffträume auf passgenaue Weise wahr werden.

Donnerstag, 29. September 2011

Das Genuss- und Informationszentrum im Herzen von Graz

Vor nunmehr 14 Jahren traf Inge Arch, die Inhaberin der Kas-Stub´n in der Franziskanergasse 3 ihre wichtigste berufliche Entscheidung. Sie tauschte ihren unsicheren Arbeitsplatz als Dienstnehmerin gegen den sicheren als Unternehmerin. „Wir wollen den Bezug zwischen Kunden und Produzenten darstellen“ meint sie und Inge Arch holt damit gleichermaßen „ihre“ Lieferbetriebe mit ins Boot. Es sind „kleine Produzenten, deshalb gibt es viele Sachen nicht das ganze Jahr über“.

Die meisten Produkte sind biologisch hergestellt und stammen von bekannten Bäuerinnen und Bauern aus der Steiermark. Im übrigen Österreich oder auch im Ausland kauft sie nur zu, wenn das Angebot in der Region nicht gegeben ist. So gibt es zB beim heimischen Schaf- und Ziegenkäse eine Winterpause, während der die Muttertiere trächtig sind und Jungtiere gesäugt werden. Schaf- und Ziegenkäse wird von den meisten Menschen sehr gut vertragen, weshalb dieser aufgrund der Nachfrage schon mal importiert werden muss. Olivenbäume wachsen auch nicht bei uns und so finden wir in der Kas-Stub´n Olivenöl vom Peloponnes – selbstverständlich nur von Mani. Durch die ausgesuchte Qualität ihrer Produkte ist es Inge Arch im Jahr 2010 gelungen, vom Genuss Guide als eines der 15 besten Genuss- und Lebensmittelgeschäfte gewertet zu werden. Darauf ist sie sichtlich stolz. Kein Wunder also, dass sie gerne arbeitet, selbst wenn damit „viel Idealismus“ verbunden ist.

„Uns ist lieber, wenn die Leute viel fragen“, und so gibt Inge Arch gerne Auskunft auch über Kochrezepte. Manche davon erhält sie sogar von Köchen selbst, um sie bei Bedarf dem nächsten schon wieder weiter zu reichen. Die Kas-Stub´n entpuppt sich diesbezüglich als eine wahre Fundgrube mit einem regen Erfahrungsaustausch. Dieses Verständnis von Netzwerken schließt auch die benachbarte „Schuhmacherei“ mit ein: deren Inhaberin hat die „einzige Schirmreparatur der Steiermark“. Inge Arch: „ Ab und zu sind wir ein Informationszentrum. Oft wissen die Leute gar nicht, was sie wo kriegen können.“. In diesem Fall bezieht sich das „wir“ auf die Betriebe in der Franziskanergasse und reicht „bis zum Linzbichler“. „Ich sehe überhaupt die Steiermark als Schlaraffenland, das sich seit den letzten Jahren in die kulinarische Richtung entwickelt“ – und die Kas-Stub´n von Inge Arch ist da mitten drin.

Donnerstag, 22. September 2011

Die Retro-Oase mitten in Andritz


Zeitreisen sind möglich. Wer das Gegenteil behaupten möchte ist gut beraten, zuvor in der Andritzer Reichstraße 48 eine entsprechende Erfahrung der besonderen Art zu machen. An dieser Adresse lädt von Dienstag bis Sonntag zwischen 8 und 19 Uhr Ludmilla Pachernegg ein, sich beim Genuss von Kipferl und Kaffee in die 1970er Jahre versetzen zu lassen.

Seit 1974 bietet die Café-Konditorei Pachernegg ein “konstantes Angebot”. So sehr, dass sich sogar die Thonetsessel von damals noch erhalten haben und wie neu wirken! Neben den bekannten himmlischen Verführungen für den Leib gibt es da auch noch die “warme Stube” und das “offene Ohr” für die Seele. Stammgäste schätzen dieses Vollservice ganz besonders. Es ist daher wenig verwunderlich, dass sich hier ab dem Jahre 1986, also seit nunmehr 25 Jahren die Damen der ortsansässigen Stammtischrunde regelmäßig treffen.

Mittlerweile gibt es auch einiges aus der Runde zu erzählen. Ludmilla Pachernegg zeigt auf ein Bild in der Stammtischecke und führt den Betrachter zurück ins Jahr 1996. Anlässlich des 10jährigen Jubiläums haben sich die Freundinnen der Monika einen Spaß erlaubt und zur Feier die damalige Landeshauptfrau Waltraud Klasnic eingeladen. Sie ist auf deren Wunsch auch tatsächlich erschienen, denn es ging ihr auch darum, ihr Double Monika einmal persönlich kennen zu lernen.

Und weil Reisen bilden soll wird auch jährlich eine solche unternommen. Dieses Jahr ging es auf eine Wanderung nach Lienz. Die 4 cm großen Wanderschuhe als Andenken haben bislang noch nicht ihren Platz in der Ecke gefunden. Dafür berichtet eine in silbernen Rahmen gefasste Rechnung aus Venedig von einem “bildenden” Reiseerlebnis. Trotz Warnungen ihrer Reiseleiterin hat sich die versammelte Stammtischrunde am 30. August 2003 auf dem Markusplatz in einem Caféhaus von Livemusik berieseln lassen. Dass für den Capuccino € 7,-- verrechnet wurden ist nichts Außergewöhnliches. Ähnliches wissen viele Reisende zu berichten. Aber dass am Ende der Rechnung auch noch € 51,-- für “Musica” in Rechnung gestellt wurden hat den Damen den Atem verschlagen.
Ludmilla Pachernegg: „Wir haben was gelernt.“.

Wer sich nun in Andritz auf eine weitaus günstigere und dennoch geschmackvolle Reise in die Vergangenheit begeben möchte,
beginnt diese am besten mit dem Betreten der Café-Konditorei Pachernegg.

Lebensmittel WINTER wie sommer günstig


Es heißt, das Leben sei ein Kampf. Gerade dort, wo es um die Mittel für unser leibliches Wohl geht, wird dieser Kampf besonders hart geführt. Kein Wunder also, dass der kleine Lebensmittelladen in der Lagergasse 24 von einem ehemaligen steirischen Judomeister aus den 1960er Jahren geleitet wird. Gemeinsam mit Frau Luise, die damals seinetwegen auch Judokurse bei der UNION belegte, beginnt die tägliche Arbeit bereits um 5 Uhr in der Früh. Während Frau Winter die Waren im Laden aussortiert sichtet ihr Ehemann die feilgebotenen Produkte in der Großmarkthalle. Nur was den eigenen Ansprüchen genügt und auch schmeckt kommt in die Regale. Wenn die Qualität nicht stimmt, dann kann es während der Erntezeit schon mal vorkommen, dass es bei den Kaufleuten in der Lagergasse ein paar Tage keine Zwetschken zu erwerben gibt.

Die Energie für die 6tägige Arbeitswoche holen sich die Winters auch heute noch beim Sport. Allerdings nicht mehr so kämpferisch wie seinerzeit, dafür mit mehr Schwung auf dem Tanzparkett von Nicoletti. Entspannt wird zwischendurch in der Mittagspause, denn der Arbeitseifer soll ja bis 20 Uhr anhalten, wenn nach Ladenschluss noch die Buchhaltung zu machen ist.

Ob die 4. Generation ins Geschäft mit den Lebensmitteln einsteigen wird ist fraglich. Auch wenn die übrigen 26 Läden in den beiden Häuserblocks ringsum nicht mehr existieren, die Grundlagen für den Weiterbestand sind bislang intakt. Denn
selbst beim Preis ist der Kampf um die Kundschaft nicht verloren. Statt Lockangebote gibt es günstigere Normalpreise. Und noch ein Vorteil winkt: so erzählt eine junge Kundin mit Familie, dass sie dank der individuellen Haushaltsmengen weniger einkauft. Luise Winter: „Sie kauft nur mehr hier geringere Mengen und wirft nichts mehr weg.“. So verdirbt kein Lebensmittel mehr im Kühlschrank und sie spart durch die niedrigeren Regulärpreise gleich mehrfach.

Dass die
Verkaufspreise IMMER günstiger sind als anderswo führt auch Jugendliche hier her zum Kauf ihrer täglichen Ration eines bekannten Energydrinks. Beim “Winter” kostet die Dose um 20 Cent weniger. Wer sich davon lieber selbst überzeugen möchte ist täglich willkommen. Außer am Sonntag oder von Montag bis Freitag von 12:30 bis 14:30 Uhr, wenn die Batterien wieder aufgeladen werden.